[CentOS-de] Re: Linuxtag 2008

Thomas Schweikle tps at vr-web.de
Mon Feb 4 22:27:55 UTC 2008


Ralph Angenendt schrieb:
> Thomas Schweikle wrote:
> 
>> Zur Zeit ist es nahezu unmöglich ein CentOS 4.6 auf CentOS 5.1 zu
>> migrieren. Der Prozess, wenn er denn startet, bleibt an
>> verschiedenen Stellen hängen. Teilweise beim Booten, teilweise beim
>> auflösen aller Abhängigkeiten, teilweise beim "Transaction Test".
> 
> Beim Update via yum oder via DVD/CD?

Beides. Zuerst ausprobiert mit yum und gescheitert, dann mit CD/DVD
und erneut gescheitert.

Mit CD/DVD hängt das Update an verschiedenen Stellen, falls es
überhaupt soweit kommt, das ein Update beginnt. Oft genug findet
CentOS/Fedora/Redhat einfach das CD/DVD-Laufwerk mit der CD nicht.
Ursache: das CD/DVD-Laufwerk wird als /dev/hdc gefunden, ist aber
nach laden von idescsi unter /dev/scdN oder /dev/srN zu finden.

Eine neue, korrigierte CD gibt es bis heute nicht.

Funktioniert "finden der CD/DVD", dann wartet die nächste Hürde: yum
baut bei der Systemanalyse den kompletten Abhängigkeitenbaum für
alle installierten Pakete zusammen. Das benötigt immense Mengen
Speicherplatz. Reicht dieser nicht, dann bleibt das System einfach
stehen und rührt sich nicht mehr.

Ist auch diese Hürde geschafft, dann folgt die
"Abhängigkeitenhölle": es ist leicht möglich, das es unmöglich ist
ein Paket von CD/DVD zu updaten, weil es nicht auf der CD/DVD
vorhanden ist und nie war. Wenn dieses Paket dann um acht ecken von
der glibc abhängt, kann es passieren, das ich diese per "--exclude"
ausschließen muß, damit ich überhaupt ein Update hinbekomme. Es ist
klar, das ein System ohne "glibc" so gut wie nicht zum laufen zu
bekommen ist ...

Der Versuch das mit "--skip-broken" in den Griff zu bekommen führt
mit zimlicher Sicherheit zu einer mit "Alles bestens
installiert"-Meldung vom Installer, aber wehe das System wird neu
gebootet --- spätestens bei "Attempt to kill init" ist klar, das
irgendwas beim gerade gebooteten System fehlt. Beim nachsehen was es
den sein könnte fällt erst einmal nichts auf, bis irgendeine
Anwendung gestartet wird und sich darüber beschwert, das die glibc
fehlt! Leider ist das nicht trivial zu beheben: es fehlt nicht nur
die glibc, sondern diverse weitere libraries. Es dauert mehrere
Stunden diese alle Nachzuinstallieren. Fazit: mach eine
Neuinstallation --- geht schneller. Nur: wenn sehr viele weitere
Pakete installiert waren, ist hinterher neuinstallieren dieser
Pakete angesagt --- das kann ebenfalls sehr lange dauern.

Warum Fedora/Redhat/CentOS es nicht so machen wie SuSE:
- alle von YaST benötigten Libraries per preload laden
- Update von YaST und den dafür benötigten Systemteilen
- YaST neu starten und das restliche System updaten
- Systemneustart

oder wie Debian:
- alle von apt benötigten Libraries und Programme in
  einen sicheren Bereich kopieren und dort neu starten
- Systemupdate durchführen
- Systemneustart empfehlen

oder die FreeBSD variante:
- System in einem sicheren Bereich neu zusammenstellen
- in diesen Bereich wechseln und dort alles neu einrichten
- per install und cp das neu zusammengebaute Minimalsystem
  über das alte kopieren
- Systemneustart empfehlem
- Das restliche System über das alte kopieren
- Konfigurationsdateien anpassen
- Systemneustart empfehlem

>> Auch im Regelbetrieb gibt es immer wieder unangenehme
>> "Nebeneffekte": Updates zu Paketen, die Abhängigkeiten erfordern,
>> die in keinem der Repositories weltweit erfüllt werden (das legt
>> sich zwar nach ein bis vier Wochen --- manchmal auch erst nach einem
>> Bug-Report, der mit "This is the same for RHEL 5.x we will not fix
>> it" geschlossen wird ...).
> 
> Jaja, das nautilus-sendto-Problem. *Hass*

Weniger Nautilus, als Nachlässigkeit. Frei nach dem Motto: "ich hab
zwar keine Ahnung was alles bei mir auf meinem PC installiert ist,
aber genau so muß es auch bei allen anderen Anwendern aussehen ---
bei mir tut das. Was wollen die alle bloß?".

>> Wenn CentOS ein Abbild von RHEL ist ...!
> 
> Dem ist nun mal so. Wir packen ja schon Dinge hinzu (via CentOS-Plus
> oder Extras, so z.B. Reiser- und XFS-Support), im Basisprodukt bleiben
> wir aber auch trotz solche Dinge Upstreamkompatibel. Und ja, da scheinen
> im Moment ein paar Dinge im Argen zu liegen.

... dann ist das ein trauriges Bild von Redhat und passt so gar
nicht zu deren Wunsch "die besten, größten, und schönsten Linuxer
der Erde" sein zu wollen.


-- 
Thomas